Geschichte

Dass der Hut seine gesellschaftliche Anerkennung erst im zwölften bis dreizehnten Jahrhundert fand, als die männlichen Handwerker begannen, ihn mit Stolz als Zunftzeichen zu tragen, ist kaum zu glauben. Bietet der Hut doch nicht nur einen zuverlässigen Schutz gegen Kälte und Nässe, sondern ist nebenbei auch modisches Accessoire. Nicht nur allein deshalb gilt der Hut als älteste und klassischste Art der Kopfbedeckung.
Den ersten urkundlichen Eintrag über das Hutmacherhandwerk in Altenburg findet man 1463. Somit ist das Altenburger Hutmacherhandwerk, welches durch seine qualitativ hochwertige Herstellung von Zylinderhüten bekannt wurde, über 550 Jahre alt.
Besonders im neunzehnten Jahrhundert kam es in Altenburg zu zahlreichen Unternehmensgründungen und dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt. Die Firmengründer waren dabei fast alle zugewanderte Altenburger. Schon um 1854 waren in der Residenzstadt acht Hutmacher und ein Putzhändler zu finden. So kam es, dass Altenburg sich um 1860 als Mittelpunkt der Hutfabrikation etablierte. Die Hutfabriken und Werkstätten waren insbesondere im Osten, Süden und im Zentrum der Stadt zu finden. Um 1868 kam es zur Gründung des Unternehmens von J. O. Trumpf, welches später Europas größter Seiden- und Klapphutfabrikant wurde.

Im Jahr 1874 erfolgte die Gründung von „Hut Kley“. Auch in den Folgejahren gründeten  sich zahlreiche weitere Hutunternehmen, so zum Beispiel „Paul Graichen“, wodurch Altenburg in der Hutindustrie im deutschen Kaiserreich einen der ersten Plätze einnahm. Durch die voranschreitende Industrialisierung kam es in vielen Betrieben zu einem Ausbau des Unternehmens und zur Vergrößerung des Produktionszweiges.

Um die Jahrhundertwende war die Seidenhutmacherei schließlich so stark vertreten wie in keiner anderen Stadt im In- und Ausland. Die Hutindustrie hatte es geschafft, zu einem der wichtigsten Industriezweige in Altenburg zu werden. So stand sie mit einem Anteil von zehn Prozent an dritter Stelle. Allein für Seiden- und Klapphüte existierten fünf Fabriken.
Die Altenburger Hutmacher hatten die Techniken der Seiden- und Klapphutfabrikation perfektioniert und sich so einen Namen in Europa gemacht.

Nach der Jahrhundertwende folgten weitere Firmenneugründungen. Bis 1914 beherrschte das Altenburger Hutmacherhandwerk mit grandiosen In- und Auslandsabsätzen den Weltmarkt.
Nach dem ersten Weltkrieg waren viele Verluste zu beklagen und es wurde schwieriger, Hüte zu verkaufen. Die Bevölkerung hatte unter anderem das Interesse am Tragen von Hüten verloren. Als Konsequenz daraus brach ein unerbittlicher Konkurrenzkampf zwischen den Unternehmen aus, welcher zu zahlreichen Insolvenzen und Schließungen führte.
Um ihre Zukunft zu sichern und gemeinschaftlich miteinander arbeiten zu können, schlossen sich die Firmen „Carls & Co.“, „J. O. Trumpf“ und „August Schatte“ im Jahr 1923  zur „Altenburger Hutfabrik A.G.“ zusammen.
Während der „Goldenen Zwanziger“ kam es zu einem erneuten Aufschwung der Hutindustrie in Altenburg.

Das Aussterben des Hutmacherhandwerkes war nach dem zweiten Weltkrieg und der Teilung Deutschlands kaum noch aufzuhalten. Hutmacherbetriebe hatten nur noch sehr geringe Überlebenschancen, da es an Aufträgen und Nachfrage mangelte.
In Altenburg blieb unter anderem das Privatunternehmen „Hut Kley“ bestehen. Zu DDR-Zeiten erfolgte dessen Umbenennung und die Gründung der „PGH Hut und Putz Altenburg“.  Ab 1990 verschwanden die letzten großen Hutfabriken.

Zum heutigen Zeitpunkt existiert einzig noch die „Altenburger Hut und Putz GmbH“.
Diese führt neben einer Hutwerkstatt auch eine Schneiderei und ist Komplettausstatter für Theater, Vereine und Showbekleidung mit Kunden in der ganzen Welt. 


HR

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen