Das Tragen von Hüten ist seit den siebziger Jahren des 20.
Jahrhunderts aus der Mode gekommen. Das Leben der Menschen wurde freier und war
keinem großen gesellschaftlichen Druck unterworfen. So nahm das Interesse an der
traditionsreichen Kopfbedeckung in den folgenden Jahrzehnten weiter ab.
Vor
allem jüngere möchten heute lieber lässige Baseballkappen tragen. Diese werden,
im Gegensatz zu den in Handarbeit gefertigten Hüten aus Manufakturen wie der
„Hut und Putz – AHP GmbH“, maschinell und damit sehr preisgünstig hergestellt. Aufgrund
des schwindenden Interesses an handgefertigten Hüten ist auch eine Ausbildung
zum Modisten nicht mehr begehrt.
Bis 2004 existierte neben der Ausbildung zum Modisten
ebenfalls ein Ausbildungsgang zum Hutmacher. Seit der Reform der Ausbildung
lautet die offizielle Berufsbezeichnung Modist. Der Hutmacher hatte sein
Haupttätigkeitsfeld in der Herstellung von Herrenhüten, der Modist dagegen
arbeitete hauptsächlich an der modischen Nachbearbeitung und Herstellung von
Damenhüten.
Aufgrund der sinkenden Nachfrage nach Hüten sind nur wenige
Ausbildungsplätze in der Bundesrepublik vorhanden. Insgesamt gibt es nur noch
drei Einrichtungen in ganz Deutschland, in denen junge Auszubildende den Beruf
erlernen können. Der Beruf des Modisten wurde daher zu einem sehr speziellen
Nischenberuf.
Die Ausbildung wird nach dem dualen Prinzip vollzogen. Das
bedeutet, dass an zwei verschiedenen Ausbildungsorten ausgebildet wird.
Theoretisches Fachwissen lehrt eine Berufsschule, während im Betrieb praktische
Fähigkeiten erworben werden. Im theoretischen Teil der Ausbildung werden unter
anderem die folgenden Lernfelder bearbeitet: das Nähen eines Kleinteiles, das
Herstellen von Kopfbedeckungen aus Filz und die Anfertigung von Kopfbedeckungen
nach Bild- und Modellvorlagen. Am Ende des zweiten Ausbildungsjahres findet
eine Zwischenprüfung mit einer praktischen Aufgabe statt. Den Abschluss bildet
die Gesellenprüfung. Hier muss bei der Herstellung eines Gesellenstücks sowohl
das theoretische als auch das praktische Wissen unter Beweis gestellt werden.
Nach Vollendung der Ausbildung können die Absolventen eine Weiterbildung zum
Meister durchlaufen.
Für den Beruf des Hutmachers beziehungsweise Modisten braucht
es nicht nur Kreativität und Leidenschaft für das Handwerk sondern auch
Interesse für Modetrends und handwerkliches Geschick. Ebenso gehören gute
Leistungen im Schulfach Mathematik zu den Voraussetzungen, die ein Bewerber mitbringen
muss, da der Materialbedarf exakt berechnet werden muss. Zudem gehören die
Auge-Hand-Koordination, zeichnerisches Talent, um Skizzen und Musterzeichnungen
nach den Wünschen der Kunden anzufertigen und eine kommunikative Kompetenz
dazu. Die Ansprüche an die jungen Schulabgänger sind also sehr hoch und nicht
viele werden diesen Anforderungen gerecht oder haben einen Bezug zu dem
traditionsreichen Kleidungsstück.
Die Perspektiven, die derzeitige Absolventen haben, sind
eine Anstellung an einem Opern- und Schauspielhaus oder in einem Filmstudio.
Dort lässt sich auf Hüte nicht verzichten. Natürlich kann man den Beruf auch in
einer traditionellen Manufaktur oder im Atelier ausüben. Dort haben die
Modisten einen sehr abwechslungsreichen und kreativen Arbeitsalltag. Im
Zeitalter moderner Technik gibt es auch die Möglichkeit in der industriellen
Serienfertigung tätig zu sein.
Ein Lehrvertrag aus dem Jahr 1918 zeigt, wie die Ausbildung zum Hutmacher in der Altenburger Fabrik des J. O. Trumpf verlief.
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MLS
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