Freitag, 5. Februar 2016

Der Beruf des Hutmachers - Ausbildung und Attraktivität

Das Tragen von Hüten ist seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts aus der Mode gekommen. Das Leben der Menschen wurde freier und war keinem großen gesellschaftlichen Druck unterworfen. So nahm das Interesse an der traditionsreichen Kopfbedeckung in den folgenden Jahrzehnten weiter ab. 
Vor allem jüngere möchten heute lieber lässige Baseballkappen tragen. Diese werden, im Gegensatz zu den in Handarbeit gefertigten Hüten aus Manufakturen wie der „Hut und Putz – AHP GmbH“, maschinell und damit sehr preisgünstig hergestellt. Aufgrund des schwindenden Interesses an handgefertigten Hüten ist auch eine Ausbildung zum Modisten nicht mehr begehrt.

Bis 2004 existierte neben der Ausbildung zum Modisten ebenfalls ein Ausbildungsgang zum Hutmacher. Seit der Reform der Ausbildung lautet die offizielle Berufsbezeichnung Modist. Der Hutmacher hatte sein Haupttätigkeitsfeld in der Herstellung von Herrenhüten, der Modist dagegen arbeitete hauptsächlich an der modischen Nachbearbeitung und Herstellung von Damenhüten.
Aufgrund der sinkenden Nachfrage nach Hüten sind nur wenige Ausbildungsplätze in der Bundesrepublik vorhanden. Insgesamt gibt es nur noch drei Einrichtungen in ganz Deutschland, in denen junge Auszubildende den Beruf erlernen können. Der Beruf des Modisten wurde daher zu einem sehr speziellen Nischenberuf.

Die Ausbildung wird nach dem dualen Prinzip vollzogen. Das bedeutet, dass an zwei verschiedenen Ausbildungsorten ausgebildet wird. Theoretisches Fachwissen lehrt eine Berufsschule, während im Betrieb praktische Fähigkeiten erworben werden. Im theoretischen Teil der Ausbildung werden unter anderem die folgenden Lernfelder bearbeitet: das Nähen eines Kleinteiles, das Herstellen von Kopfbedeckungen aus Filz und die Anfertigung von Kopfbedeckungen nach Bild- und Modellvorlagen. Am Ende des zweiten Ausbildungsjahres findet eine Zwischenprüfung mit einer praktischen Aufgabe statt. Den Abschluss bildet die Gesellenprüfung. Hier muss bei der Herstellung eines Gesellenstücks sowohl das theoretische als auch das praktische Wissen unter Beweis gestellt werden. Nach Vollendung der Ausbildung können die Absolventen eine Weiterbildung zum Meister durchlaufen.

Für den Beruf des Hutmachers beziehungsweise Modisten braucht es nicht nur Kreativität und Leidenschaft für das Handwerk sondern auch Interesse für Modetrends und handwerkliches Geschick. Ebenso gehören gute Leistungen im Schulfach Mathematik zu den Voraussetzungen, die ein Bewerber mitbringen muss, da der Materialbedarf exakt berechnet werden muss. Zudem gehören die Auge-Hand-Koordination, zeichnerisches Talent, um Skizzen und Musterzeichnungen nach den Wünschen der Kunden anzufertigen und eine kommunikative Kompetenz dazu. Die Ansprüche an die jungen Schulabgänger sind also sehr hoch und nicht viele werden diesen Anforderungen gerecht oder haben einen Bezug zu dem traditionsreichen Kleidungsstück.

Die Perspektiven, die derzeitige Absolventen haben, sind eine Anstellung an einem Opern- und Schauspielhaus oder in einem Filmstudio. Dort lässt sich auf Hüte nicht verzichten. Natürlich kann man den Beruf auch in einer traditionellen Manufaktur oder im Atelier ausüben. Dort haben die Modisten einen sehr abwechslungsreichen und kreativen Arbeitsalltag. Im Zeitalter moderner Technik gibt es auch die Möglichkeit in der industriellen Serienfertigung tätig zu sein. 

Ein Lehrvertrag aus dem Jahr 1918 zeigt, wie die Ausbildung zum Hutmacher in der Altenburger Fabrik des J. O. Trumpf verlief.

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MLS

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